Mit Sprechen durchstarten
Kompetenzförderung mittels Hörfunkproduktion

Hörfunk - Hörspiel

1. Elemente eines Hörspiels

Die Geschichte

Ein Hörspiel sollte folgendermaßen aufgebaut sein:

  • Exposition
  • Konflikt
  • Dramatische Zuspitzung
  • Auflösung
  • Die Figuren

    • Es sollten nicht zu viele verschiedenen Figuren vorkommen
    • Sie sollten deutlich unterscheidbar in Stimme und Charakter sein
    • Vor der Hörspiel-Aufnahme ist es wichtig, Steckbriefe zu den einzelnen Personen zu entwerfen
    • Vor der Rollenbesetzung könnte man ein Casting veranstalten

    Der Erzähler

    Der Erzähler kann im Hörspiel auf unterschiedliche Art und Weise erscheinen:

    • Szenisches Hörspiel
    • Auktorialer Erzähler
    • Ich-Erzähler
    • Innerer Monolog (als Tagebuch – Szenen daraus gespielt)

    Die Räume

    • Wo wird das Hörspiel aufgenommen? Drinnen oder draußen?
    • Welcher Ort ist akustisch interessant? Im Kopf soll ein Bild entstehen.
    • Welche Geräusche erzeugen welche Atmosphäre?

    Das Sounddesign

    Beim Vertonen sollte man folgende Aspekte beachten:

    • Geräusche können Geschichten erzählen.
    • Musik schafft Atmosphäre.
    • Vorsicht vor Überproduktion! Weniger ist oft mehr!

    2. Der Einsatz von Hörspielen/-büchern im Unterricht

    Tipps / Ideen für den Einsatz im Unterricht

    • Hörspiel in Etappen anhören und nicht zu lange am Stück, Inhalt verbalisieren lassen.
    • An prägnanter Stelle weiter erzählen oder schreiben lassen.
    • Bild dazu malen
    • Verschiedene Textformen dazu verfassen lassen (Tagebucheintrag, Zeitungsartikel, Dialog…)
    • Im Prinzip eignen sich dazu alle Verfahren des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts.

    Mögliche Beispiele

    • Tagebuch einer Killerkatze von Anne Fine
    • Jakob der Lügner nach einem Roman von Jurek Becker
    • Der getreue Roboter von Stanislaw Lew

    3. Mögliche Vorgehensweise bei der Gestaltung eines Hörspiels am Beispiel von „Ein Bayer auf Abwegen“ (Klasse 9Mb Hauptschule Peiting)

    1. Idee bzw. Thema suchen und festlegen

    Zunächst haben wir uns in Gruppen mögliche Themen und Handlungsverläufe überlegt. Jede Gruppe hat dann ihre Idee der Klasse vorgestellt. Anschließend wurde abgestimmt, welche Idee nun für das Hörspiel aufgegriffen und ausgearbeitet wird.

    2. Drehbuch schreiben und überarbeiten

    Es wurde eine Drehbuchgruppe gegründet, die in den Deutschstunden für das Schreiben zuständig war. Die Schüler haben sehr selbstständig das Drehbuch verfasst, es war jedoch notwendig, es nochmals zu überarbeiten. Schließlich soll die Handlung für den Zuhörer verständlich sein.

    3. Regiearbeit

    Die Regiearbeit besteht darin, genaue Anweisungen für die späteren Sprecher in den Text zu integrieren. Dabei können die Charaktere eines Stücks unterschiedliche akustische Erkennungsmerkmale zugewiesen bekommen, die jeweils bei ihrem Auftritt zu hören sind. Diese können dann verfremdet oder anderweitig klanglich bearbeitet (Equalizer, Kompressor, Hall- oder Echobearbeitung) werden. Darüber hinaus entscheidet sich die Regie, wie verschieden Räume (Kirche, Treppenhaus, Fußballstadion,…) im Hörspiel erzeugt werden sollen, z.B. mit Effektgeräten oder durch den Kontext.

    4. Rollenverteilung

    Die verschiedenen Rollen müssen auf die Sprecherinnen und Sprecher verteilt werden, wobei die Fähigkeiten und Möglichkeiten des einzelnen Sprechers berücksichtigt sollten. Das Manuskript sollte von allen Schülern im Detail verstanden sein, so dass Handlungsstränge, Spannungen und Betonungen sinngemäß richtig umgesetzt werden.

    5. Geräusche überlegen und ausprobieren

    Ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld kommt der Geräuschegruppe zu. Diese Gruppe ist zuständig für die Beschaffung von Geräuschen, O-Tönen, Musik und Requisiten für die Spielhandlung (Telefonapparat, Schreibmaschine, und dergleichen benötigte Geräusche-Quellen) sowie für das Produzieren eigener Geräusche. Die in unserem Hörspiel vorkommenden Geräusche, Musikstücke und Gesangseinlagen wurden alle selber produziert. Auch das sollte vorher geprobt werden.
    Außerdem gehören technische Fragen und Abläufe wie Einsatz von Technik (Effekte, Einsatz von Mikrofonen), Schnitt und Mischung zu diesem Aufgabenbereich.

    6. Sprechproben/Ablauf

    Es empfiehlt sich vor der entsprechenden Aufnahme die Szene zunächst „trocken“ mehrmals zu proben. Dadurch verlieren die Schüler einerseits die Nervosität, zum anderen gelingt dadurch meist die Rollenempathie besser. Auf keinen Fall sollte die spätere Aufnahme nur „abgelesen“ klingen, sondern lieber möglichst spontan. Beim Proben können auch sehr gut weitere Schüler als „Tippgeber“ eingebunden werden.
    Auch die punktgenaue Umsetzung der Geräusche und deren Einsatz ist für einen reibungslosen Ablauf bei der Aufnahme unerlässlich.

    7. Hörspiel aufnehmen

    Text und Geräusche werden nun der Reihenfolge entsprechend nacheinander aufgenommen, Hierbei gilt es den richtigen Standort von Mikrofonen und Aufnahmegeräten zu bedenken, um eine möglichst optimale Aufnahmequalität zu erreichen und unliebsame Störgeräusche zu vermeiden. Es empfiehlt sich hier wenigen Schüler gezielt die Verantwortung der Aufnahme- und Zuspielgeräte zu übertragen. In unserem Beispiel hat diesen Part ein BR-Profi übernommen. Zur Not können auch hinterher noch Geräusche über den Text gelegt bzw. Stimmen verzerrt werden, was jedoch das Ganze komplizierter macht.

    Tipp: Mit der „Pause“-Taste arbeiten, weil man sonst immer ein Knacken hört.

    8. Hörspiel schneiden

    Gut eignen sich die Schnittprogramme Audacity und Magix. Bei kürzeren Hörspielen kann man das Schneiden umgehen, indem man einfach mehrere Versionen aufnimmt, bis eine gut gelungen ist. Bei unserem Hörspiel hatten wir glücklicherweise die professionelle Hilfe von Fachleuten vom BR, die den Schnitt übernommen haben.

    9. CD-Cover erstellen

    Eine Schülergruppe hat ein zur Thematik passendes Cover gestaltet und mit Fotos versehen. Auf der Rückseite waren alle Beteiligten namentlich erwähnt, worauf die Schüler sehr stolz waren. Natürlich hat auch jeder eine eigene CD erhalten.

    10. Endergebnis vorstellen

    Generell könnte man beispielsweise am Schulfest oder Elternabend das Hörspiel vorstellen. Eine derartige Präsentation gab es bei unserem Hörspiel nicht. Dafür kann man es sich auf der br-online-Seite anhören.

    4. Inhalt und Einsatz von „Ein Bayer auf Abwegen“

    In dem Hörspiel geht es um den Bauer Franz, der mit seiner Kuh Paula vor seiner Frau Inge flieht. In dem Glauben, er fliege zu seiner Mutter nach Dresden, landet er jedoch in Kapstadt, verliebt sich dort neu und erlebt so manches Abenteuer.

    Bei einem Einsatz im Unterricht würden sich folgende Arbeitsaufträge anbieten:

    •  Fortsetzung der Geschichte schreiben

    •  Fortsetzung von Inges Leben erzählen

    •  Tagebucheintrag aus der Sicht einer Hauptperson schreiben

    •  Eine Szene nachspielen

    •  Eine Szene zeichnen

    •  Den Traum von Franz im Flugzeug beschreiben

    •  Rollenspiel: Franz und Inge gehen zur Eheberatung

    •  Die Geschichte aus der Sicht von Kuh Paula beschreiben

    •  Bauer Franz schreibt seiner Ex-Frau Inge einen Brief

    •  Rap zur Geschichte schreiben

    5. Probleme, Schwierigkeiten bei einer Hörspielproduktion

    •  Es sind nicht immer alle Schüler gleichermaßen beschäftigt, d.h. die einen haben mehr, die anderen weniger zu tun (sprechen, Geräusche machen…). Dabei ist es wichtig, stets Zusatzmaterial bzw. – aufgaben bereit zu halten, damit keine Unruhe entsteht.

    •  Enormer zeitlicher Aufwand

    •  Die dazu notwendige technische Ausstattung (Aufnahmegeräte) ist nicht an jeder Schule vorhanden.

    6. Positive Effekte bei dieser Hörspielproduktion

    •  Verbesserung der Sprachkompetenz

    •  Förderung von schauspielerischen Fähigkeiten

    •  Steigerung des Selbstwertgefühls

    •  Persönliche Stärken werden hervorgehoben (Musiker, Sänger, Sprecher…)

    •  Verbesserung der Klassengemeinschaft (jeder wird gebraucht, vom Sprecher bis zum Mikrofonhalter)

     

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    Daniela Arnu und Thomas Eberle
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