Mit Sprechen durchstarten
Kompetenzförderung mittels Hörfunkproduktion

Hörfunk - Interview

Grundlegendes zum Interview

Das Interview wird in der Regel mit einer Person, die thematisch oder aus persönlichen Gründen interessant ist, durchgeführt. Es dient der Gestaltung von Text- Rundfunk- und Fernsehbeiträgen.

Nach dem Journalisten Walter von La Roche werden Interviews folgendermaßen unterschieden:

  • Interviews zur Sache
  • Interviews zur Person
  • Interviews zur Meinung

 

Vorbereitung:

Ein gutes Interview muss immer gut vorbereitet sein. Der Interviewer muss sich mit Thema und Person auseinander gesetzt haben. Ein Interview ist eine komplexe Angelegenheit. Höchste Konzentration ist gefordert: Denn der Schüler muss nicht nur über ein Repertoire an Frageformen und Fragen verfügen, sondern zugleich auch guter Zuhörer, deutlicher Sprecher und Fachmann am Mikro sein.

Frageformen bei einem Interview

Bei Interviews stehen verschiedene Frageformen zu Verfügung, die im Folgenden erläutert werden:

  • Offene Frage - "Was ist eigentlich ein Hörclub?"

Die offene Frage gibt dem Gesprächspartner wenig vor.

Vorteil: Hilft, unerfahrene Interviewpartner "aufzutauen", sie können erst einmal erzählen.

Nachteil: Verführt zum "Labern", Gefahr ausweichender Antworten.

  • Geschlossene Frage - "Wie viele Kinder besuchen den Hörclub?"

Die geschlossene Frage lässt wenig Antwortspielraum.

Vorteil: Bringt Fakten auf den Punkt. Ausweichen ist nur schwer möglich.

Nachteil: Kann unerfahrene Interviewpartner einschüchtern. Wenn man Pech hat, gibt der Interviewpartner nur noch Ein-Wort-Antworten.

  • Balkon- oder Plattformfrage - "Die AG Hörclub fand im vergangenen Schuljahr nicht statt. Wie wollen Sie dieses Jahr die Kinder zur Teilnahme motivieren?"

Eine wichtige Information wird in die Frage mitverpackt. Spart Zeit und strafft das Interview.

  • Zusammenfassungsfrage - "Wir bekommen also vier Aufnahmegeräte für den Hörclub. Wie viel Geld steht noch für Hörspiel-CDs zur Verfügung?"

Variation der Balkonfrage, die bisherige Ergebnisse des Interviews noch einmal bündelt und den HörerInnen so das Dranbleiben leichter macht.

  • Doppel- oder Mehrfachfrage - "Wird in diesem Schuljahr bei uns ein Hörclub für die Jahrgangsstufen 5 und 6 angeboten und was halten Sie davon, dem Hörclub einen eigenen Raum zur Verfügung zu stellen?"

Erfahrene Interviewpartner suchen sich den Teil der Frage aus, den sie am liebsten beantworten möchten, unerfahrene schweigen verwirrt.

  • Feststellungsfrage - "Die Hörclubidee hat ja an der Schule eingeschlagen wie eine Bombe, Frau ... (Schulleiterin)"

Formal betrachtet handelt es sich um keine Frage. Sie kann provozieren und bringt Lebendigkeit ins Interview.

  • Suggestivfrage - "Ist das nicht entspannend hier im Hörclub?"

Die Suggestivfrage kann provozieren, aber auch manipulieren. Sie dient meist mehr der Meinungsdarstellung des Fragenden, weniger der Wahrheitsfindung.

Vor dem Interview ist in der Klasse ein Interview-Check sinnvoll:

Wenn das Konzept für ein Interview steht und alle Fragen vorbereitet sind, sollte dieser Check noch durchgeführt werden:

Die Schüler lesen die Fragen vor, die anderen beurteilen:

Ist die Frage verständlich?

Ist die richtige Frageform gewählt?

Wie könnte die Frage noch verstanden werden?

Ist die Reihenfolge der Fragen sinnvoll?

Spricht der Interviewer deutlich, frei und langsam?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis für die Aufnahme:

Am besten gehen zwei Schüler zum Interview, so dass ein Schüler sich auf die Fragen konzentrieren kann und der andere die Technik betreut. Um sich Zeit beim Schneiden zu sparen, sollte ein Handzeichen für "Time out" ausgemacht werden, d.h. wenn der Interviewer gerne eine Pause machen möchte oder über etwas sprechen möchte, was nicht auf Band soll, gibt er dem Techniker das Signal.

Gut ist es immer, dem Interviewpartner vorher einen kurzen Überblick über das Interview zu geben, z.B. worum wird es im Groben gehen? Wie lange wird es etwa dauern?

 

Mögliche Formen des Interviews in der Schule

  • Klasseninterview

Um die Schüler an ein Interview heranzuführen, wird erst einmal in der Klasse geübt. Gerade zu Beginn der 5. und 7. Jahrgangsstufe macht ein Klasseninterview zum gegenseitigen Kennenlernen Sinn. Im Plenum wird ein Fragenkatalog erstellt (ca. 5 bis 6 Fragen). In der Regel wird es sich dabei um geschlossene Fragen handeln (Was ist deine Lieblingsband? Welche Hobbies hast du?). Jeder Schüler erhält den gleichen Fragenkatalog und darf noch eine eigene Frage hinzufügen.

Das Los entscheidet über die Interviewpartner. Die Partner setzen sich gegenüber und führen ihr Interview, danach werden die Rollen getauscht. Entscheidend ist, dass die Antworten nicht mitnotiert werden dürfen! Stattdessen soll der Interviewer sich ganz auf das Zuhören konzentrieren. Erst nach Beendigung beider Interviews machen sich die Schüler Notizen auf ihren Interviewbögen. Einige Schüler stellen mit Hilfe dieser Notizen ihre Klassenkameraden vor.

  • Klasseninterview mit Nachfrage

Die Schüler wechseln ihre Interviewpartner, sie stellen die gleichen Fragen, sollen aber nach jeder Frage noch eine Nachfrage stellen. Beispiel: Welche Hobbies hast du? Antwort: Ich spiele gerne Fußball. NACHFRAGE: Wo spielst du denn Fußball?

  • Interview mit einer mehr oder weniger unbekannten Person:

Vorbereitung

In einem ersten Schritt sammeln die Schüler Vorwissen über ihren Interviewpartner. Schüler einer 9. Jahrgansstufe wollen zum Beispiel den Vertrauenslehrer interviewen. Über ihn ist bekannt, dass er im vorherigen Schuljahr ein Sabbatjahr gemacht hat und die Welt bereist hat. Sie erkundigen sich, wo der Lehrer war, was er dort gemacht hat, um ihn dann dazu befragen zu können. Außerdem sollten sie sich vorher erkundigen, welche Rolle ein Vertrauenslehrer in einer Schule haben soll. Dann können sie ihn zu seinen Aufgaben befragen.

Tipp:: Es ist sehr wichtig, einen Fragenkatalog zusammen zu stellen. Es ist aber noch wichtiger, gut zuzuhören, und wenn nötig, Nachfragen zu stellen!!

  • Fiktives Interview

Schüler machen auch gerne fiktive Interviews. Das heißt, ein Schüler schlüpft zum Beispiel in die Rolle von Kolumbus, Julius CäsaSr oder Harry Potter. Fragen und Antworten werden somit von den Schülern selbst formuliert. Die Informationen stammen aus unterschiedlichen Quellen zur entsprechenden Person. Die Schüler lesen z.B. aus den Tagebüchern des Kolumbus und beschaffen sich auch sonst noch Informationen. Diese werden dann im Frage- / Antwortspiel zu einem Interview ausgearbeitet. Die Schüler sollen dabei die unterschiedlichen Frageformen berücksichtigen. Mit dieser Form kann auch gut trainiert werden, welche Antworten auf welche Frageformen zu erwarten sind. Dabei können sowohl die Fragen als auch die Antworten vom gleichen Personenkreis selbst verfasst werden.

Beispiel für Fragen an Christopher Kolumbus:

Herr Kolumbus, Sie sind gerade von einer langen Seereise zurückgekommen. Berichten Sie uns von Ihrer Entdeckung?

Welche Schwierigkeiten gab es auf der Überfahrt?

Schildern Sie uns doch den Augenblick, als Sie zum ersten Mal das neue Land betraten?

 

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Projektkoordination

Daniela Arnu und Thomas Eberle
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